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Sonntag, 28. Juni 2015

Seidenraupen im Engadin, kann das sein?

Spaziere ich im Juni durch das Engadin, kann ich den Blick auf wunderschöne Blumenwiesen genießen, die sich in ihrer Artenvielfalt übertreffen. Die Bäume sind gesund, voll und sattgrün. So fällt es besonders auf, wenn zwischen dieser leuchtenden grünen Pracht plötzlich ein schneeweißer Baum aus der Reihe fällt. Trete ich näher heran erkennt man, dass diese Bäume von einem dichten Netz aus gesponnen Fäden überzogen sind. Die Blätter der Bäume und Sträucher sind meist vollkommen verschwunden. An einzelnen Stellen hängen kleine Säckchen gefüllt mit kleinen schwarzen Würmern von diesem großen fein gesponnen Netzen.

Worum handelt es sich da genau? Kann es sein, dass im Engadin Seide gesponnen wird? Sehen Seidenraupen so aus und wird so Seide gesponnen?
Leider handelt es sich dabei weder um Seidenraupen noch wird auf diese Art und Weise Seide gesponnen. Schade eigentlich. Die Seidenraupe ernährt sich nämlich von den Blättern des Maulbeerbaumes. Und dieser wächst am besten in warmen Klimagegenden der Welt, wie China, Vietnam, Thailand. Auch in südeuropäischen Ländern findet man Arten des Maulbeerbaumes. In der Schweiz ist diese Baumart eher selten. Ausnahme ist das Tessin. Hier wurden viele Jahre lang Maulbeerbäume angebaut, um die Seidenraupe zu züchten.




Wie sieht die Seidenraupe aus? Und was sind das für schwarze Würmer?
Würde es sich bei diesem Phänomen im Engadin um Seidenraupen handeln, wäre ein dicker weißer Kokon zu sehen, den die Raupe um sich herum produziert. Und dieser Kokon besteht aus einem sehr langen Seidenfaden. In ausgeklügelten Verfahren werden diese Fäden isoliert und zum Weben von Seide verwendet.

Die kleinen schwarzen Würmer, die Netze um Bäume im Engadin spinnen sind wahrscheinlich Gespinstmotten. Diese befallen Weiden, Pappeln und auch Obstbäume. Die kleinen Raupen spinnen um die Bäume den wie Seide schimmernden Schleier, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln und auch gegen Regen zu schützen. Nicht nur das gesponnene Netz schützt die Tierchen, das Gespinst selbst ist sehr klebrig und würde Schnabel und Nasenlöcher der Vögel verkleben.

Erholen sich die Bäume von diesem Befall?
Bäume können sogar bis zu zehn Jahre befallen werden, meist erholen sie sich aber wieder. Wahrscheinlicher ist, dass natürliche Feinde das Überleben der Bäume retten. Die Raupen stehen zum Beispiel auf dem Speiseplan von Schlupfwespen und Raubwanzen.

Wusstest du schon....
dass man 3000 Kokons benötigt, das entspricht etwa 1 kg, um 250 g Seidenfaden zu erhalten?
Die Seidenraupe produziert den Seidenfaden in speziellen Drüsen im Maul. In etwa 300.000 Schlaufen, wickelt die Raupe den Schutz um sich herum.

Mit Hilfe von Heißwasser oder Wasserdampf werden die Raupen vor dem Schlüpfen getötet. So kann verhindert werden, dass die Kokons zerreißen und die Seidenfäden können aufgenommen werden.

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